Der Chinesenfasching ist das närrische Aushängeschild von Dietfurt. Am Unsinnigen Donnerstag erreicht er seinen ultimativen Höhepunkt. In seinem Schatten hat sich eine weitere Faschingstradition erhalten: die Sitzung der Diplomaten. Alljährlich am Donnerstag vor dem "Unsinnigen", ab 19.30 Uhr sind im Gasthaus Bräu-Toni die Männer einmal eine Nacht lang ganz unter sich. Eintritt zur Katakombe haben nur Männer in Festkleidung mit Schärpe und Kopfbeckung. Diplomat Andreas Werner begrüßt alle am Eingang mit einem Stamperl Schnaps. Dann zieht Präsident HA-NUSE (Alfred Haselbauer) unter den Klängen des Kulturattache´s Karlheinz Bauer ein und von da an gibt es den ganzen Abend über viel zu lachen und zu singen. In der Bütt, die in der Hauptstadt von Bayrisch-China als Chinesenbrunnen gestaltet ist, kann jeder brummen so viel er will. Es wird keinem etwas krumm genommen. Und das ist seit 50 Jahren so.Das Diplomatische Corps wurde am 7. Februar 1961 im Gasthaus zur "Schönen Minna" Irrler am Eck gegründet. Der 1. Präsident war Max Prestel. Es gab damals ein Hasenessen, gestiftet vom Jäger Theo Bayer. Damals waren auch zwei amerikanische Offiziere zu Gast, die 20 Dollar, das waren damals 80 Mark, stifteten. Als 1962 der Chinesenbrunnen vor dem Rathaus aufgestellt wurde - damals war er etwas umstritten, heute ist er ein beliebtes Fotomotiv -, fand ein Jahr später der erste Brunnenmarsch statt. Diplomaten zogen mit Musik vom Vereinslokal Irrler zum Chinesenbrunnen, um diesen zu umrunden. Das Vereinslokal war zwischendurch auch mal im Gasthaus Zacherl und später immer. Die Wirtin Ottilie wurde mit dem Charlottenkleid mit Perücke ausstaffiert. Den Diplomaten fiel in all den Jahren immer etwas ein, um ihre Sitzung mit viel Humor zu gestalten. 1973 wurde Egid Prock (MA-LER-GIE) Präsident, Glückwünsche kamen dazu vom Diplomaten und dem damaligen Bürgermeister Rupert Faltermeier. Hauptbüttenredner war über Jahre hinweg der längst verstorbene Erich Moser. 1976 wurden auch die "weißen Westen" eingeführt, die ersten bekamen Anton Gietl, Anton Graf und Johann Hiemer, alle bereits verstorben. Seinerzeit wurde auch beschlossen, die Amtszeit eines Präsidenten auf 99 Jahre festzulegen. 1985 kam mit Hans Pietras der bayersiche Preuße dazu, dessen Vierzeiler in der Folge durch alle Diplomatensitzungen gingen. Auch er ist inzwischen verstorben. Um die Diplomatensitzungen auf Dauer am Leben erhalten zu können, wurden immer wieder junge Diplomaten aufgenommen. 1985 wurde Alfred Haselbauer zum Schriftführer und Schatzmeister gewählt. 1994 erfolgte der Umzug vom Gasthaus Zacherl ins Gasthaus Bräu-Toni, wo die Dioplomaten noch heute ihre Heimat haben. Im Jahr 2000 fiel die Diplomatensitzung aus, der plötzliche Tod vom Kaiser Boo-Da-Washy erschütterte auch das diplomatische Corps. 2001 wurde dann Alfred Haselbauer zum Präsidenten gewählt.Am Abend gibt es zuerst ein Festessen, dann kommen die Redebeiträge unter dem Motto "Heit red i mi aus", jeder darf in die Bütt.