ACHTUNG: Der Auftritt von Lucy van Kuhl mit ihrem Programm "Auf den zweiten Blick" im Rahmen des Mainburger Theater-Donnerstags am 25.01.2024 muss aufgrund der Verkehrsstreiks verschoben werden.
NEUER TERMIN: Do. 21.03.2024. Bereits verkauften Karten behalten ihre Gültigkeit.
Evtl. Rückabwicklungen möglich ab 29.01.2024 unter E-Mail thaterdonnerstag@mainburg.de oder Tel. 08751/704-405
von Edith Jeske
"Mooooment mal" tönt es von der Bühne, als unsere Hände grade in die Höhe schnellen, um die treffsichere Pointe zu beklatschen. Mooooment mal! Denn da kommt noch eine. Wenn nicht sogar zwei. In der Filmsprache heißt das "Double Take". Wenn z.B. unsere Filmheldin sich ein Bier aus dem Kühlschrank holt, ihn zumacht, stutzt, den Kühlschrank wieder öffnet und die abgetrennte Hand einer Leiche erblickt. Das ist ein Double Take. Inspektor Columbo war gefürchtet dafür. Im Gehen, schon in der Tür, bleibt er stehen und stellt die entscheidende Frage, die den Täter kalt erwischt und – zack - zur Stecke bringt. So ähnlich geht auch Lucy van Kuhl vor. Auf der Bühne und – man staunt: auf ihrem Album! Man kann
sich kaum vorstellen, dass sowas auf einem Tonträger funktioniert. Tut es aber. Und wie!
Alle Songs haben irgendwas mit einem zweiten Blick zu tun, der uns oft auch zum Perspektivwechsel nötigt. Nicht selten den auf unsere eigenen Schwächen, auf das Arschloch in uns oder die Weigerung, Verantwortung für uns selbst zu übernehmen. Lucy van Kuhl kennt unsere wunden Punkte und sticht so lustvoll hinein, dass uns der Schmerz gefällt. Dann zum Beispiel, wenn wir uns über DEUTSCHE IM URLAUB erheben, über clevere
Ausreden DA FANG ICH DOCH ERST GAR NICHT DAMIT AN. Hashtag Selbstbeschiss.
HAUS IN DER PROVENCE erlöst uns endlich vom Neid auf diejenigen, die sich einen solchen Wunsch erfüllen. Mit unverhohlener Schadenfreude genießen wir den überfallartigen Ansturm der Gäste. Die Pointe freut uns: Die genervte Besitzerin verkauft das Anwesen wieder. Geschieht ihr recht. Aber – genau: Double Take – sie behauptet das nur auf facebook und hat die Hütte wieder für sich. Diesen Trick darf man sich merken.
Mit JUNG JUNG JUNG erzählt Lucy uns ein modernes Märchen mit einem Very-unhappy-End. Ein Leben lang auszusehen wie dreißig - welche Frau hat mit dieser Fantasie nicht schon mal gespielt. Lucy van Kuhl exerziert erbarmungslos durch, was uns tatsächlich blühen würde. Und nein – das ist dann nicht mehr schön.
Von den Tücken allgegenwärtiger ERWARTUNGSHALTUNG weiß jede therapeutische Couch ein Lied zu singen. Wer aber richtet den Blick auf die ewig Geknechteten – unsere stummen Gefährten, von unserer Erwartungshaltung in den Burnout getrieben? Wer lauscht einer soziophobischen Biene, kuriert die Qual eines Klebehakens, lindert die Sinnkrise von Siri und die Altersdepression eines Amor? Lucy van Kuhl verleiht ihnen die längst überfällige Stimme. Eine muss es ja machen.
Gemacht hat sie schon viel. Alles noch nicht. Die Frage WANN HAB ICH ZUM LETZTEN MAL ist abermals eine, die uns Anzügliches denken lässt und uns vorführt, wie voreilig der Mensch ist – also wir. Hashtag eigene Nase. Was Lucy hier tatsächlich zum ersten Mal macht, ist: rappen. Klappt.
Natürlich kann die Dame auch ganz ernsthaft: liebevoll, poetisch, tiefgründig. WO IST FRAU SCHMIDT - das Ost-Urgestein, die zeitlose Konstante im Berliner Mehrfamilien-Altbau. Nun fällt der Blick auf ihre Geranien, die leblos vom Fensterbrett hängen. Ein weiteres Stück einer
Ära ist lautlos verschwunden. JEDEN NACHMITTAG IM PARK wiederum erzählt von einem, der noch da ist, aber bloß noch den anderen beim Leben zuschaut. Bis ein Schicksalsgenosse sich ein Herz fasst: Hoffnung im Spätherbst des Lebens.
Ob Lucy van Kuhls Lieder manchmal autobiografisch sind? Könnte schon sein. ICH WILL DICH (mal wieder vermissen). Der erste schnelle Blick auf den Titel täuscht prompt. Typisch Lucy.
Die Liebe auf den ersten Blick ist ein romantisches Klischee, das sich abzustreifen lohnt. Denn viel besser sieht das Herz AUF DEN ZWEITEN BLICK.
Und dann ist da noch Paul.
Paul ist ein glückliches Kind. Und Paul will PRINZESSIN SEIN – mit Ponyhof im Erdgeschoss vom Märchenschloss. Beim Fußball ist er übrigens super, und in seinem Werkzeugköfferchen hat er lila Lipgloss. Und Patrizia wird Papst.
Ein etwas anderes Kinderlied, entstanden im Songcamp der Celler Schule mit (hier die Namen, auch wenn die wahrscheinlich nie jemand nennen wird) und dem Kinderliedermacher Jochen Vahle, der es mit seiner Band Randale für das ganz junge Publikum auf die Bühne bringt. Das nennt man doch mal generationsübergreifend.
Sollten wir noch von den vielen Kabarettpreisen und Auszeichnungen reden, die Lucy van Kuhl abgeräumt hat?
Und dass sie gerade den Schwäbischen Kabarettpreis bekommen hat?
Müssen wir erwähnen wir, dass Konstantin Wecker war, der Lucy auf sein Label holte?
Berichten wir von Lucys Tourneeplan, der sich sehen lassen kann?
Verraten wir, was Lucy als nächstes plant?
Mooooment mal…….!
Stimmen
„Lucy van Kuhls Art zu musizieren und zu singen begeistert mich, ihre Worte sind poetisch und ironisch. Sie schafft ausdrucksstarke Bilder und setzt sie musikalisch ganz zauberhaft um."
(Konstantin Wecker)
"Ich habe mich in die Songs von Lucy van Kuhl verliebt! Sie ist komisch und berührend zugleich, eröffnet neue Horizonte und nimmt uns mit auf eine leidenschaftliche, hochmusikalische Reise. Einfach hinreißend!"Â
(Tim Fischer)